Das haben wir immer schon so gemacht! “Killerphrasen”

„Das haben wir schon immer so gemacht“.

„Wir haben schon andere kommen und gehen sehen. Wir haben sie alle überlebt.“

„Das wird bei UNS so nicht funktionieren.“

„Wenn das ginge, wäre es schon längst gemacht worden.“

Ein kleiner Auszug meiner „Lieblings“ – Killerphrasen.

Killerphrasen sind Totschlagargumente, mit dem einzigen Ziel:

Den Gesprächspartner und das Gespräch abzuwürgen und sich nicht mehr mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen

Oder…

… mögliche Veränderungen vermeiden wollen

 … von der eigenen Unwissenheit abzulenken

 … den Gegenüber dumm / unfähig / inkompetent dastehen zu lassen

Das ärgert und bremst natürlich genau die hoch motivierten und ambitionierten Mitarbeiter und Führungskräfte, die durch neue Ideen und Vorschläge Projekte voranbringen wollen.

Sie sind nicht nur ärgerlich und verletzend, sie können einen letztendlich sogar aus dem Konzept bringen, was oftmals genau das Ziel war.  Gerade noch waren Sie dabei, in einem Meeting Ihre neue Idee auszuführen und zack – schmettert Ihnen der Kollege oder der Mitarbeiter ein „Scheinargument“ entgegen, warum etwas doch nicht geht. Solche Bemerkungen sind demotivierend und wenig zielführend.

Daher ist es so wichtig, Killerphrasen zu erkennen, sie zu deuten und ihnen vor allem gezielt entgegenzuwirken, sonst laufen Sie Gefahr, dass eine Gruppendynamik entsteht, die dem Äußerer folgen und im Vorfeld die genialsten Ideen nicht zum Tragen kommen. Eine Diskussion wird im Keim erstickt und der Mitarbeiter oder die Führungskraft werden mundtot gemacht, aus dem Konzept gebracht oder schlimmstenfalls sogar der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Folge: Rückzug, innere Kündigung und Dienst nach Vorschrift.

Um sich gekonnt zu wehren, ist der 1. gute Tipp herauszufinden, welche Intention / Absicht hinter der Killerphrase steckt. Warum äußert jemand überhaupt ein Totschlagargument?   

  1. Intension / Beharrungs-Killerphrasen

Der Äußerer hat Angst vor Veränderungen. Viele Menschen stehen neuen Dingen zunächst ablehnend gegenüber, da alles Neue ihnen fremd ist und sie erst einmal verunsichert.

Beispiel: „Das haben wir schon immer so gemacht. Das haben schon andere vor Ihnen probiert“

  • Intension / Autoritäts-Killerphrasen

Der Äußerer versucht seine Macht zu demonstrieren, entweder eine autoritäre Persönlichkeit oder jemand, der seine „Minderwertigkeitskomplexe“ damit kaschieren will.

Beispiel: „Was hier wichtig und richtig ist, bestimme immer noch ich. Solange ich hier   verantwortlich bin…“

  • Intension / Besserwisser-Killerphrasen

Der Besserwisser möchte mit seiner Killerphrase in einem besseren Licht dastehen, indem er intelligenter als die anderen erscheint.

Beispiel: „In Ihrem Alter hatte ich auch noch solche Ideen. Sie müssen noch viel lernen. (Im Gegensatz zu mir.)“

  • Intension / Bedenkenträger-Killerphrasen

Auch sie zeichnen sich aus, durch die Angst vor Veränderung und den damit verbunden neuen Aufgaben und Herausforderungen.

Beispiel: „Haben Sie das mal zu Ende gedacht? Wie soll das funktionieren? Glauben Sie mir, wenn das so einfach wäre, hätten es schon andere gemacht.“

Der Umgang mit Killerphrasen ist nicht ganz einfach, lässt sich allerdings ähnlich wie Schlagfertigkeit erlernen. Die obige Einteilung hilft Ihnen dabei, Besserwisser, Bedenkenträger und andere Zeitgenossen zu durchschauen.

Egal welche Intension dahintersteckt, letztendlich werden die kreativsten Ideen geblockt oder schlimmstenfalls nicht mehr geäußert.

Nicht selten wirkt sich das auf den jeweiligen Redner aus, der etwas vorgetragen hat, sondern führt auch zu Hemmungen bei anderen Teammitgliedern. Je nach Art der Killerphrase kann die Wirkung extrem nachhaltig sein: Gerade sensiblere Menschen reagieren unter Umständen sehr empfindlich auf destruktive Kritik.

Killerphrasen haben oft Eigenschaften / Merkmale die jedes Projekt zunichtemachen:

pauschalisierend / verletzend / ohne Begründung / sehr emotional und manchmal verletzend / eher unsachlich / oftmals abwertend und blockieren die besten Vorhaben

Was tun gegen diese Scheinargumente?

Hier einige Tipps und Tricks:

Kontern Sie und wandeln Sie die Phrasen in Fragen um

Lassen Sie sich nicht aus dem Konzept bringen und spielen Sie den Ball gekonnt zurück. Die Methode gehört zu den wirkungsvollsten! Lassen Sie sich auf keinen Fall einschüchtern, sondern bringen Sie den Gesprächspartner in Erklärungsnot, indem Sie ihn dazu bringen, erst einmal selbst Argumente für das Gesagte zu liefern, anstatt pauschal das Gespräch abzuwürgen.

Beispiele

„Bei uns können Sie sowas nicht durchsetzen“

Gegenfrage:

„Wo genau sehen Sie das Problem?“ „Was wäre aus Ihrer Sicht die richtige Vorgehensweise?“

„Was genau irritiert Sie?“ oder

„Das wird sowieso nicht funktionieren.“

Gegenfrage: „Was hält uns davon ab, es auszuprobieren?“

Beziehen Sie sich auf die „Sachebene“ / Killerphrasen entlarven

Bleiben Sie sachlich, auch wenn Sie sich emotional angegriffen fühlen. Entlarven Sie die Killerphrase und konfrontieren Sie den Angreifer mit Zahlen / Daten / Fakten. Das empfiehlt sich je nach Härtegrad der Killerphrase.

Beispiel: Typisch Mann / Frau / Ossi / Wessi…

 Antwort: „Was hat mein Geschlecht / meine Herkunft damit zu tun? Hier handelt es sich offensichtlich um ein Totschlagargument / eine Phrase. Zurück zum Thema. Lassen Sie uns sachlich argumentieren!“

oder

„Das ist doch ganz klar eine Killerphrase, die uns nicht weiterbringt.“

oder

„Kann es sein, dass Sie vom Thema ablenken wollen?“

Setzen Sie die Phrase aus. Geben Sie ihr keinen Raum und Beachtung, indem sie sie gekonnt ignorieren.

Man muss nicht auf alles reagieren. Eine positive Gruppendynamik unterstützt oftmals den Redner / Dozent, da die „Floskeln“ von einzelnen Personen bereits im Team bekannt sind. Ist die Person und die Äußerungen bekannt, darf man auch schon mal eine Killerphrase abprallen lassen.

Doch Achtung: Nutzen Sie diese Technik nur, wenn Sie diese Situation sicher einschätzen können, damit die Killerphrase nicht im Raum stehen bleibt und im Nachgang das Gespräch noch negativ beeinflusst, wenn sie nicht aufgelöst wird.

Beispiel

Keine Äußerung oder „O.K! Dann lassen Sie uns übergehen zum nächsten wichtigen Punkt.“

Es gibt jedoch auch schwierige Zeitgenossen, die sich durch Schweigen nicht beeindrucken lassen und Ihnen die Ignoranz als Schwäche auslegt. Bei solchen Typen empfiehlt es sich zu reagieren – notfalls in einem persönlichen Gespräch, in dem die Fronten geklärt werden.

Absichtliches „falsch“ verstehen

Absichtliches „falsch“ verstehen kann auch ein Weg sein, um das Gespräch wieder auf die konstruktive Schiene zu dirigieren. „Das geht nicht!“ könnte folgendermaßen missverstanden werden „Sie kennen die Lösung? Prima, dann lassen Sie uns bitte an Ihrem Wissen teilhaben.“

Manche Killerphrasen sollen abwerten oder verletzen. Doch das funktioniert nur, wenn sie diese Aussagen auch an sich heranlassen. Indem die Abwertungen absichtlich missverstanden werden, können so richtig schöne Konter entstehen.

Beispiel

„Da hat aber jemand eine wahnsinnig gute Idee.“

Antwort: „Oh, vielen Dank für das Lob!“

Wichtig: Es ist wichtig, dass niemand vorgeführt oder gar bloßgestellt wird. Das Ziel ist es, den „Gesprächskiller“ wieder schadlos in die Kommunikation zu integrieren.

Mein persönlicher Tipp: Arbeiten Sie mit Zitaten und nehmen Sie den Störenfrieden den Wind im Vorfeld aus den Segeln.

Je nach Anlass und Einschätzung der Situation, prüfen Sie Zitate, die Sie als Einstieg in eine Präsentation hervorragend nutzen können…

Zum Beispiel die größten technischen Irrtürmer der Geschichte. Die Geschichte der Technik ist eine Geschichte voller Irrtümer und Fehleinschätzungen und macht deutlich, dass es immer wieder neue Ideen, Innovation und engagierte Menschen braucht, um erfolgreich zu bleiben und zu werden.

So veranschaulichen Sie Menschen, die Angst vor Veränderung haben, wie wichtig Innovation, Ausprobieren und Mut für Neues ist.

Beispiele für Totschlagargumente aus der Vergangenheit

IBM-Chef Thomas J. Watson im Jahr 1943

“Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.”

Ian Sharp, Chef eines kanadischen Beratungsunternehmens im Jahr 1979

“E-Mails sind ein absolut unverkaufbares Produkt.”

US-Präsident Rutherford B. Hayes vor rund 130 Jahren

“Eine erstaunliche Erfindung [das Telefon]. Aber wer sollte sie jemals benutzen wollen.”

Fernsehpionier und Oscarpreisträger Lee De Forest

“Auf das Fernsehen sollten wir keine Träume vergeuden, weil es sich einfach nicht finanzieren lässt.”

Mister De Forest sagte dann auch noch:

“Trotz allem kommenden wissenschaftlichen Fortschritts wird der Mensch nie einen Fuß auf den Mond setzen.”

Ken Olsen, Gründer der Computerfirma Digital Equipment Corp Ende der 70er-Jahre

“Warum würde irgendjemand einen Computer in seinem Haus wollen?”

Die Michigan Savings Bank 1903 zu den Marktchancen für den Autopionier Henry Ford

“Das Pferd wird immer bleiben, Automobile sind hingegen nur eine Mode-Erscheinung.”